Panem et Circenses (oder auch: Essen und Museen)

Hey ihr Lieben,

heute ist Freitag, also Wochenende hier, und eigentlich wollte ich den ganzen Tag damit verbringen, zu schlafen, einen Blogeintrag zu schreiben und mir die Zeit mit Spider-Solitaire, Candy Crush Saga und sinnlos-im-Internet-surfen zu vertreiben. Für heute wurden nämlich Unruhen angekündigt und wir sollen besser zuhause bleiben. Das Ausschlafen hat wirklich super funktioniert (ich bin erst halb 12 aufgewacht) aber dann hat mir das WLAN einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es funktioniert nicht. Deswegen musste ich auf meinen Notfallplan ausweichen und erst mal Wäsche waschen. Da ich hier mit der Hand wasche, dauert das immer 'ne Weile. Leider funktioniert das WLAN aber immer noch nicht und deswegen schreib ich den Blogeintrag jetzt schon mal vor und werde ihn später hochladen, wenn das WLAN wieder funktioniert.
Seit gestern habe ich auch eine eigene Kochplatte, auf der ich mir gerade Mittagessen mache. Leider besitze ich aber noch keinen Topf, nur eine Pfanne. Da ich aber auch nicht wirklich pfannentaugliches Essen da habe (Eigentlich hab ich nur Spagetti und Tütensuppen, und Würstchen, aber kein Öl um sie zu braten), mache ich mir jetzt eine Tütensuppe in der Pfanne. Die werde ich gleich aus meiner super-praktischen Brotdose essen und mich dabei wie ein Pfadfinder fühlen. Wenn ihr Vorschläge für Mahlzeiten habt, die man schnell und einfach (ohne Küche) in einer Pfanne zubereiten kann, schreibt sie mir doch in die Kommentare. Es sollte nur kein Schweinefleisch darin vorkommen. Das werde ich hier nicht kriegen :)
Das Ägyptische Essen und ich haben eine gespaltene Beziehung. In einem Text, den ich vor ein paar Wochen geschrieben habe, schrieb ich: „Das Brot hier schmeckt irgendwie nach Nichts. Genauer gesagt, schmeckt hier ziemlich vieles nach Nichts. Und das, das nach was schmeckt, schmeckt oft nicht.“ Mittlerweile hab ich aber doch mehrere Dinge gefunden, die mir schmecken. Es gibt in Restaurants zum Beispiel oft als Vorspeise Brot (wenn man das Brot frisch auf dem Markt kauft, schmeckt es auch besser. Das Brot, das nach nichts schmeckt, war das aus dem Supermarkt) mit so verschiedenen Pasten dazu wie Humus oder so 'ne Art Tzatziki. Die sind echt lecker. Beim Fleisch halte ich mich lieber an Hühnchen, weil das Rindfleisch zum Teil so einen ekligen Beigeschmack hat („Es schmeckt nach Tier. Irgendwie eklig.“). Wenn wir hier auf unseren Zimmern essen, gibt es oft Brot mit Feta (der ist hier nicht so fest wie in Deutschland. Eher Streichkäse), Gurke und Olive. Ich habe mir sogar Wurst gekauft. Sie sieht ein bisschen aus wie Jagdwurst und schmeckt ganz gut mit Gurke und Käse. Was mir besonders gut schmeckt, ist das Kuscheri/Koscheri (da gibt’s verschiedene Schreibweisen). Das ist eine Mischung aus verschiedenen Nudelsorten mit Bohnen und so 'ner Soße. Sehr lecker. Vielleicht lerne ich mal das Rezept und dann kann ich es auch in Deutschland kochen. Abgesehen vom Essen kriegt man hier an jeder Ecke Tee angeboten. Ich trinke ihn, auch wenn ich ihn nicht mag. Schwarztee schmeckt mir einfach nicht. Und wenn man Pech hat, ist er auch noch viel zu süß. Ich glaube, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, werde ich nie wieder in meinem Leben Schwarztee trinken wollen. Neulich habe ich auch ägyptisches Bier probiert (Ja, es gibt vereinzelt Kneipen, wo das ausgeschenkt wird). Es schmeckt ganz gut, zumindest für jemanden wie mich, der eh nicht so der Bier-Fan ist :) Es gibt auch ganz leckere Kekse und Süßigkeiten und heute oder morgen kommen unsere Profs aus Deutschland für eine Woche und bringen uns Lebkuchen mit (zumindest wurde mir das angekündigt).
So, so viel erstmal zum ägyptischen Essen. Ich hoffe, du bist zufrieden über den Bericht, liebe Leni. (Ja, ich gehe auf die Wünsche meiner Leser ein, die in den Kommentaren geäußert werden.) Ich zeig dir die besten Sachen, wenn du kommst.

Die letzte Woche war ganz schön anstrengend. Sonntag und Montag hatten wir ja das angekündigte „Mini-Praktikum“. Es stellte sich aber heraus, dass es gar nicht wirklich ein Praktikum war, sondern eher eine ausführliche Führung durch das Museum mit Einblick in die Restauratorenwerkstatt, die Datenbank und das Kindermuseum. Die haben dort im Kindermuseum super coole Skulpturen aus Lego. Hier ein paar Bilder (leider alle nur mit dem Handy aufgenommen):

Am Montag gab es dann ein ähnliches Programm für das koptische Museum. Wir wurden erst im koptischen Kairo rumgeführt und haben ganz viele Kirchen besichtigt, unter anderem die „Hanging Church“ und den Ort, wo die heilige Familie (also Maria, Josef und Jesus) angeblich untergekommen ist, als sie nach Ägypten geflohen sind. Außerdem waren wir in einer Synagoge.

Das koptische Museum von Außen, rechts eine alte römische Wehranlage.

Die "Hanging Church". Die heißt so, weil sie quasi zwischen den beiden Türmen der römischen Wehranlage hängt.

Hier haben Josef, Maria und Jesus angeblich in Ägypten gewohnt.

Danach folgte der Rundgang im Museum, den wir erst mit Taschenlampen begonnen haben, weil der Strom ausgefallen war. Wieder gab es Abstecher zu den Restauratoren und der Museumspädagogik und anschließend waren wir noch in der ersten Moschee in Kairo. In „Old Cairo“ gibt es nämlich alle drei Religionen vereint. Das koptische Kairo hat mir sehr gut gefallen und das Museum ist ganz anders als das ägyptische Museum. Viel moderner und nicht so überladen. Da wir gerade in der Nähe waren, haben wir danach noch das Nilometer besichtigt, mit dem früher der Wasserpegel des Nils gemessen wurde.

Oben, wo das Geländer ist, ist der Eingang, aber man kann bis ganz unten hinunter steigen.

Insgesamt waren es zwei sehr interessante, aber auch anstrengende Tage. Danach hätte ich eigentlich noch gut einen Tag Wochenende gebrauchen können, aber Dienstag gingen unsere Kurse wieder los. Am Donnerstag haben wir dann gleich noch ein Museum besichtigt, nämlich das Landwirtschaftsmuseum. Genauer gesagt besteht es aus 5 Museen und wir haben 4 davon besichtigt. Weil wir aber an dem Abend davor in der Kneipe waren und ich die Nacht von Mücken wach gehalten wurde, war ich total müde und konnte den Besuch nicht so richtig genießen.
Am Mittwoch war ich übrigens das erste Mal im Fitnessstudio. Es war total ungewohnt auf so 'nem Laufband zu laufen, wenn man es sonst gewohnt ist, draußen zu laufen. Vor allem danach kommt einem der Boden total wackelig vor. :)
Morgen habe ich dann früh wieder ein Seminar und eigentlich müsste ich noch was dafür recherchieren, aber das Internet geht immer noch nicht. Abends haben unsere ägyptischen Kommilitonen dann ein Essen auf einem Boot für uns organisiert. Bin echt gespannt, wie das wird. Sonntag startet dann die „Würzburg Winter School“ und ich freue mich, meine Profs mal wieder zu sehen (und natürlich auf die Lebkuchen^^).
Ich hoffe, ihr habt keinen November-Blues und seid alle wohl auf. Schreibt mir gerne eure Fragen, Meinungen und Wünsche in die Kommentare oder per Mail (und denkt an die Rezepte). Ich werde dann sehen, was ich tun kann.
Bleibt behütet, kauft das neue malebox-Album (es kommt morgen raus) und lasst es euch gut gehen.
Beste Grüße von eurer
Hannah

P.S. Bin gerade voll stolz auf das Abendessen, das ich improvisiert habe. Ich habe das Brot mit Tomatensoße, Käse und Wurst gefüllt und es in der Pfanne geröstet. Ich kann ja doch mehr als Tütensuppe^^

P.P.S.:

Für alle, die doch den Novemberblues haben, hier noch ein Kamelbild :)