Samstag, 18. März 2017

Danke - Thank You - Shoukran

So ihr Lieben,

letzter Eintrag aus Kairo. Bald ist Schluss und ich bin wieder zuhause. Was habe ich von diesem Moment geträumt, seit ich hier in Kairo bin und sogar schon eher. Wieder nach Hause kommen und von meinen Eltern am Flughafen oder Bahnhof abgeholt zu werden, nachdem wir uns so lange nicht mehr gesehen haben, das war immer eine sehr schöne, tröstende Vorstellung.
Ich bin schon oft umgezogen und bin es daher ein wenig gewohnt, mich von Leuten und Orten zu verabschieden. Es ist jedes Mal traurig und schön zugleich. Denn danach fängt ja immer etwas Neues (oder in diesem Fall etwas Altes, das wiederkommt) an, was auch super spannend und schön sein kann. Eine der Listen, die ich in den letzten Wochen für die Zeit in Deutschland angefertigt habe, enthält auch so eine Art Gute Vorsätze für die nächste Zeit. Ich hätte zum Beispiel Lust, neben dem Studium arbeiten zu gehen und mir ein wenig Geld dazu zu verdienen. Außerdem könnte ich in absehbarer Zukunft endlich mal meinen Führerschein machen. Und ich hätte große Lust, wieder mehr zu singen und mir endlich einen Chor in Würzburg zu suchen. Mal sehen, wie viel davon hängen bleibt. Als ich vor einem Jahr nach Würzburg kam, hatte ich auch ganz viele Ideen, was ich alles machen könnte, und dann hab ich kaum welche davon umgesetzt. Aber jetzt stehen sie ja hier in meinem Blog und ihr könnt mich immer mal wieder daran erinnern ;)
Die letzten 5 einhalb Monate waren eine tolle Zeit. Ich hab so viel gesehen und erlebt. Ich bin auf Kamelen geritten und mit einem Motorrad durch die Wüste gefahren. Ich habe Prüfungen auf Englisch geschrieben (auch wenn mein Englisch immer noch reichlich Schwächen aufweist, fühle ich mich doch ein wenig sicherer damit) und auf einer ägyptischen Hochzeit getanzt. Ich hab das erste Mal Weihnachten nicht mit meiner Familie gefeiert. Ich kann jetzt vierspurige Straßen ohne Ampel überqueren (es ist eine Art Tanz, hat Amgad mal gesagt, und ich weiß jetzt, wie man ihn tanzt). Ich wachse ja nicht mehr, aber ich würde schon denken, dass ich die letzten Monate über mich hinaus gewachsen bin.
Und deswegen will ich mich bedanken und mal die Chance nutzen, ein wenig ausführlicher Danke, Thank You und Shoukran zu sagen. Wenn es sich an Leute richtet, die nicht so gut deutsch können. switche ich einfach ins Englisch. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das. Das könnte jetzt ein bisschen emotional werden, also haltet die Taschentücher bereit ;)

- Als aller Erstes möchte ich gerne meinen Eltern Danke sagen, die von vorn herein überzeugt waren, dass ich es schaffen kann. Ohne euren Zuspruch hätte ich mich vielleicht nie beworben. Und jedes Mal, wenn ich von anderen Eltern höre, die total besorgt waren/sind, kann ich nur sagen „Meine Eltern waren die ganze Zeit total cool und haben mich mega unterstützt.“ Danke, danke, danke!
- Danke Leni, für deine regelmäßigen Kommentare unter meinem Blog (selbst wenn sie mal zu spät waren. Du hast es nie vergessen.), für deine Sprachnachricht beim malebox-Konzert, deinen Besuch bei mir, das Fresspaket aus Deutschland und dass du immer da bist, auch wenn du nicht da bist. (Und danke Luki, dass du auf sie aufgepasst hast und es auch weiterhin tust^^).
- Danke an Lisa, die mich damals auch ermutigt hat, mich zu bewerben und an Judith für die schönen Momente hier zusammen. Alleine wäre es wesentlich schwieriger gewesen.
- Thanks to Amgad, Lamiaa, Souzan, Walid and Yamani, who had been in Germany last semester and „built a bridge“ for us to come to them. You know, I was really nervous about this semester and you helped me a lot in Egypt. I am so happy to call you my friends and I will miss you.
- Thanks to everyone else I met here in Egypt. I will definitely miss someone, if I would list everyone of you, because I met so many kind people here. That's why I just say thanks and shoukran for all the help, the kindness, the smiles, …. It was a pleasure to meet everyone of you.
- A special Thanks to Dr. Aly, who invited us for Christmas-Dinner and made us feel a bit like home.
- Danke an euch alle, meine fleißigen Blogleser, für die Likes, Kommentare, Nachrichten und Views, die ich für diesen Blog bekommen habe. Es war und ist mir eine große Freude, für euch zu berichten.
- Danke an meinen Bankberater in Dresden, der sich hier in Kairo schon mehrfach als mein persönlicher Held erwiesen hat, als ich Probleme mit meinem Konto hatte und dachte, die Welt würde deswegen untergehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das hier nicht liest, aber ich will ihn dennoch nicht unerwähnt lassen. Sie haben mir stets geholfen, Herr Keller. Vielen Dank!
- Zu guter Letzt noch Danke an das DAAD und Alle, die dafür verantwortlich waren, dass ich für eines der Stipendien ausgewählt wurde. Danke für das Vertrauen.

So, jetzt habe ich hoffentlich niemanden vergessen, der jetzt tödlich beleidigt ist.
Nachdem wir jetzt also den emotionalen Teil des Blogs abgeschlossen haben, können wir ja so tun, als wäre dies eine ganz normale Woche und ich berichte euch, was ich die letzten Tage so gemacht habe.
Am Montag habe ich, wie ja bereits letzte Woche angekündigt, eine Freundin getroffen und wir waren einfach zusammen was trinken (Saft, keinen Alkohol!) und Abends noch beim Karaoke mit den Medizinstudenten. Das hat Spaß gemacht. Ich habe „Thank you for the music“ und „Golden Eye“ gesungen, aber bei „Golden Eye“ habe ich mich in der Tonart vertan und bin gar nicht reingekommen. Mann, was das peinlich. Dabei lief der erste Song doch so gut und dann habe ich gleich alle wieder so enttäuscht ;) Ich bin definitiv kein Typ für Karaoke. Bin da zu perfektionistisch. Im Grunde geht es ja um den Spaß und nicht, dass es super gut und sauber klingt. Aber ich mache es trotzdem ganz gerne.
Am Dienstag habe ich erst mal ausgeschlafen und mich dann spontan dazu entschieden, einen Abschiedsbesuch bei Tut im Ägyptischen Museum zu machen (die Maske ist aber auch wirklich schön). Ich bin dann ein wenig durchs Museum geschlendert und habe versucht, Orte und Dinge zu finden, die den meisten Besuchern wohl oft entgehen. Was soll ich sagen? Es war sehr einfach ;) Und ich habe eine schöne Statue in einem leider abgesperrten Bereich entdeckt, die ich mir gerne näher angeschaut hätte. Sie sah nämlich schon sehr griechisch-römisch aus. Hab mit dem Handy ein Foto davon gemacht. Also seht selbst:

Danach war ich noch ein vorläufig letztes Mal Koscheri essen und habe hübsche Sonnenuntergangsfotos am Nil gemacht.






Am Mittwoch Vormittag war ich ein letztes Mal im Fitnessstudio (an dem Tag lief meine Mitgliedschaft aus) und danach hatten wir ein Gespräch mit einigen der deutschen und der ägyptischen Dozenten. Das war irgendwie ein wenig absurd, weil sie uns so gelöchert haben, was uns denn nicht gefallen hat und wir aber gar nicht so viel zu sagen hatten. Danach waren wir Mittagessen mit dem Präsidenten der Fakultät. Er ist, wie ich ja schon mehrfach erwähnte, auch ein Leser meines Blogs und hat ihn nun auch den deutschen Dozenten empfohlen. Ich werde bald wirklich noch berühmt ;) Das Mittagessen, das sowieso schon etwas spät begann, ist dann irgendwie ein wenig ausgeartet und ging bis fünf und danach waren wir noch kurz in einem ziemlich coolen Antiquitätenladen und danach was trinken (wieder keinen Alkohol, nur Tee^^) in einer Bar auf einem Hoteldach. Leider war es ziemlich kalt und wir waren danach alle ganz schön durch gefroren.








Am Donnerstag war ich einkaufen und nachmittags war ja unsere Abschieds-Party. Ich mag ja solche Party-Vorbereitungen, also einkaufen, und dann, wenn man wieder zuhause ist, Musik anmachen und etwas zu essen vorbereiten. Das mache ich gerne. Die Party war auch echt schön. Wir haben im Park am Nil gefeiert und viele Gäste hatten etwas zu essen dabei (es gab sogar Camembert^^) und es war sehr sonnig und eine sehr nette Runde. Wenn jemand gehen musste, kam später jemand anderes dazu und so hatten wir einen tollen Nachmittag und Abend.


Bis es zu kalt wurde und wir nach Hause gegangen sind. Der Abschied verlief ohne Tränen. Irgendwie habe ich es immer noch nicht so ganz realisiert, dass ich einige der Leute vielleicht nie wieder sehe. Ich habe dann nach der Party in der Fakultät noch meinen deutschen Prof getroffen und er meinte „Kommen Sie gut nach Hause.“ Und ich nur so flapsig „Ach, ich muss ja nur einmal über den Flur.“ und deutete in Richtung meines Zimmers im Fakultätshotel, worauf er dann sagte „Das meinte ich nicht.“ und mir erst auffiel, dass er meinen Rückflug nach Deutschland meint. Das war schon ein bisschen witzig ;)
Am Freitag war ich nochmal auf dem Basar die letzten Souvenirs shoppen und wie ich sie dann Freitag Abend gesammelt auf meinem Bett ausgebreitet hatte, um sie noch mal anzuschauen, war ich schon sehr stolz. Jetzt kann Weihnachten im Hause Knittel kommen ;) Nach dem Basar war ich noch mit Freunden im Al-Azhar Park. Es war trotz bewölktem Himmel recht voll, aber es ist wirklich ein schöner Park und wir haben was gegessen, Fotos gemacht, einer Tanzgruppe zugeschaut und ganz lange „Gedankengänge“ gespielt, wo man eine Assoziationskette bildet, indem einer ein Wort sagt und der Nächste das Wort sagen muss, das ihm gerade als erstes dazu einfällt. 









Abends war ich schon ein bisschen traurig oder vielleicht auch einfach nur gestresst. Jeder will gerne an meinem letzten Tag noch mal irgendwas mit mir machen, vor allem diejenigen, die es noch nicht geschafft haben, mir Tschüß zu sagen und ich soll das jetzt irgendwie alles koordinieren und meine eigenen Pläne dabei auch noch irgendwie berücksichtigen. Ich würde zum Beispiel gerne noch ins Kinder-Museum, weil wir das noch nicht gesehen haben, und den Pride and Prejudice Abend haben wir auch noch nicht gemacht. Na gut, dass ist jetzt auch kein Drama, wenn der weg fällt, aber ich muss noch packen und schauen, dass ich alles irgendwie verstaut bekomme und dass ich meine Flug-Buchungs-Bescheinigung ausdrucke und diesen Blogeintrag hier hochlade (ich tippe ihn nämlich mal wieder vor) und ich möchte ungern den letzten Tag total im Stress verbringen.
Na ja, da hilft nur tief durchatmen und alles der Reihe nach machen.
Ich melde mich vermutlich irgendwann nächste Woche nochmal, wenn ich wieder ein wenig angekommen bin in Deutschland. Eigentlich wollte ich euch auch mal noch ein paar Fotos von den Leuten zeigen, weil ich ja bisher meistens nur Bilder von Orten in meinem Blog habe, aber jetzt hat der Beitrag schon so viele Bilder, deshalb mache ich das vielleicht das nächste Mal.
Danke, für alle Kommentare der letzten Woche. Auch meinen letzten Eintrag aus Kairo dürft ihr natürlich gerne kommentieren und noch Wünsche äußern, wozu ich mich beim nächsten Mal vielleicht noch mal äußern soll, wozu ihr gerne noch Fotos hättet oder was ihr sonst so anmerken wollt.
Ansonsten schreibt mir, wenn ihr mich wiedersehen wollt und wir noch nichts ausgemacht haben. Ich habe voraussichtlich die nächsten fünf Wochen frei.

Zum letzten Mal die besten Wünsche und Grüße aus dem fernen, großen, chaotischen Kairo.
Bleibt behütet und auf bald
eure Hannah

7 Kommentare:

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  4. Ja, ich habe mal wieder geweint als ich diesen Eintrag gelesen habe. Danke für deine wöchentlichen Berichte. Am Ende verging die zeit doch schneller als gedacht. Es war so schön, dass ich dich in dem halben Jahr auch mal besuchen konnte. Danke auch, dass du mich aus Kairo immer unterstützt hast. Freu mich sehr darauf, dich bald am Flughafen zu sehen.
    Hab dich sehr lieb
    deine Leni

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  5. So, da wir gerade telefonieren möchte ich die Zeit mal dazu nutzen, meine Multi-Tasking-Fähigkeiten auszubauen.
    Liebe Hannah, ihr zwei seid sehr lustig und nett.
    Dein letzter Blogeintrag war sehr schön :).
    Da das Telefonat jetzt gleich vorbei ist, kann ich leider nicht viel mehr dazu schreiben.
    Nur meinen Namen für dich.

    Liebe Grüße
    Luki ;-)

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  6. Vor allem mag ich wie immer deine vielen schönen Bilder.
    Vielleicht kannst du mir nächstes Wochenende nochmal die Schönsten zeigen.

    Das wäre schön :)

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  7. Mit Bildern kann man schöne Eindrücke festhalten. Ich mache das auch sehr gerne und habe im Hotel Südtirol auch meine Kamera mitgenommen.

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