Samstag, 4. März 2017

Kairos Kultur

Hey ihr Lieben,

jetzt machen wir Leni mal ein richtig schlechtes Gewissen und hauen den neuen Blogeintrag heute schon raus, ohne dass sie die letzten zwei kommentiert hat. Hehe! Na ja, Lukeni arbeiten ja jetzt als Team, deswegen bin ich versöhnt :) Danke fürs kommentieren und dass wieder so viele von euch "stumm" vorbei geschaut haben. Ich habe gehört, dass mein Blog auch in Würzburg mit Begeisterung gelesen wird und auch das freut mich natürlich sehr.
Umso mehr freue ich mich, euch heute den zweiten Gastbeitrag präsentieren zu können. Der liebe Sebastian (a.k.a. Junker Schmitt) hat seine Eindrücke über die eine Woche Kairo aufgeschrieben und ich darf sie jetzt mit euch teilen. Vielen lieben Dank schon mal an dieser Stelle dafür. Wenn euch die Bilder, die ich hier mal noch mit einfüge, gefallen, dann schaut gerne auf Sebastians und Mäffis instagram-Seite, mit dem schönen Namen "hotelphenun" vorbei. Da gibt es noch viel mehr davon zu sehen (#samesizepyramids und so ;) ). Ich melde mich dann gleich wieder und berichte, wie meine letzte Woche so war.
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Das Stimmengewirr nimmt zu. Ein Mann gestikuliert wild und hupen, hupen, immer wieder hupen, einfach so. Es glitzert, blinkt, leuchtet, duftet und manchmal stinkt es auch. Kairo ist wild, chaotisch, schmutzig und wunderschön.

Allahu Akbar dröhnt es von rechts, er zündet sich ungerührt eine Zigarette an. Im alten Saab, dessen Baujahr das Herz eines jeden Oldtimer Liebhabers höher schlagen lässt, laufen Koranverse. Das Fenster ist offen, die Fenster sind immer offen.
Wir steigen aus: 15 Pound.

Schuhe ausziehen, am besten auch die Socken. Die Arkadenbögen umspannen den Haupthof mit dem Brunnenhaus. Der Lärm der Stadt verflüchtigt sich, verdampft in der Weite der Gänge. Die Gebetsbücher in frommer Nachlässigkeit in den dunklen Holzregalen abgelegt. Ein Ort der Ruhe, des Nachdenkens, der Besinnung.

Ein junges Mädchen in Niqab macht mit ihren Freundinnen Selfies. Ob sie sich wieder erkennen würde unter hunderten Verschleierten? Auch das ist eine Realität, die ihren Niederschlag auch in den Informationsbroschüren findet, die in allen möglichen Sprachen ausliegen. Wir machen Selfies mit einer Gruppe. Immer wieder Selfies mit unterschiedlichsten Menschen. Sie interessieren sich für uns und wir uns für sie, ihre Städte, ihre Länder. Und wir finden, was wir suchen: Inspiration, Anregungen, Gründe zum Weiterdenken, Entdecken. Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Ja Gemeinsamkeiten, immer mehr Gemeinsamkeiten. Es sind die Unterschiede, die das Reisen lehrreich machen und der Austausch und die Gemeinsamkeiten, die es schön machen. Ich/wir haben mehr gefunden als wir zu hoffen wagten und bedanken uns bei unseren ägyptischen und deutschen Freundinnen und Freunden mit einem herzlichen شكرا. مع. السلامه!!!

#ornaments #inspiration #art #travelling #samesizepyramids #taxi #gardencity #grilledfood #mosque #galleries #copticchurch #museum #lovecairo
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Kleiner Nachtrag: Das Bild der Moschee in der Mitte ist von mir. Ich fand, es hat die Stimmung gut untermalt. Der Rest ist auf besagtem insta-Account zu finden.

So also kann man Kairo erleben, wenn man nur eine Woche hier ist. Und tatsächlich merke ich in den letzten Wochen hier, wie mir die Stadt doch irgendwie ein Zuhause geworden ist, oder zumindest vertraut. Wenn ich zur Zeit jeden Morgen mit dem Taxi zur Arbeit fahre und die Silhouette der Stadt beim Überqueren der Brücke über den Nil sehe, dann erinnere ich mich oft daran, wie ich vor fünf Monaten hier angekommen bin und merke, wie sich der Blick auf Kairo bis heute verändert hat. In deinem Kopf puzzlest du die einzelnen Orte anders zusammen, weil sie mit echten Eindrücken, mit Erinnerungen verknüpft sind. Vielleicht nehme ich mir nochmal die Zeit, in der letzten Woche, wenn mein Praktikum vorbei ist, und ziehe mit meinem Kamel los um euch mein "Alltags"-Kairo zu zeigen.
Morgen startet jedoch erst mal die letzte Praktikumswoche für mich. Die Zeit verging wie im Fluge und leider habe ich das Gefühl, dass wir nur Dinge abarbeiten. Wir machen halt das, was mal gemacht werden muss, aber so richtig kümmert sich keiner um uns und wir lernen auch nichts. Ich hatte gehofft, ein bisschen mehr Einblicke in die Arbeit des DAI zu bekommen, aber bisher war es nur viel Scannen und Karten sortieren. Wir haben letzte Woche angefangen, während der Arbeit ein Hörbuch zu hören, weil wir ja sonst blöde werden, wenn wir den ganzen Tag nichts anderes machen als Papiere auf den Scanner zu legen und die Scan-Taste zu drücken. Jetzt bin ich ganz gespannt, wie es dem Kaufmann Michele morgen ergehen wird.
Außer der Arbeit ist letzte Woche folgendes passiert: Am Montag gab es auf Arbeit Pfannkuchen, weil Rosenmontag war. Die waren sooo lecker. Es gab auch zwei mit Senf gefüllte, aber die habe ich zum Glück nicht erwischt. War echt schön, dass wir da mitessen durften. Ich hatte schon befürchtet, dieses Jahr auf meine Faschings-Pfannkuchen-Tradition verzichten zu müssen. Normalerweise kaufe ich mir nämlich immer einen, allerdings meist am Faschingsdienstag und nicht am Rosenmontag. Aber da will ich mal nicht so sein ;)
Yummi! :)
Abends waren wir in der Oper zu La Traviata. Vielleicht erinnert ihr euch, dass wir schon mal hier in Kairo in der Oper waren, im Oktober, aber da haben wir uns ja ein Gastspiel angeschaut und diesmal gab es quasi "echte Ägypter" zu sehen. Ich kenne mich mit Oper ja nicht so aus, aber der Gesang war glaube ich eher mittelmäßig. Die Kostüme und das Bühnenbild waren sehr schön, aber die Übertitel waren ständig verkehrt, weswegen man nicht immer alles verstanden hat. In weiser Voraussicht hatte ich mich jedoch vorher schon informiert, worum es ging, so dass ich der Geschichte doch im Ganzen folgen konnte. War ein ganz netter Abend, aber ich war etwas müde von der Arbeit und Oper ist einfach nicht so meins. Das fesselt mich nicht so wie Theater. Ich mag es nicht, die ganze Zeit mitlesen zu müssen und Operngesang muss man halt auch mögen. Der Umstand, dass zwischen jedem Akt eine ausgiebige Pause gemacht wurde, war der Kurzweiligkeit des Abends leider auch nicht zuträglich. Kann man aber insgesamt schon mal machen. Die Musiker waren auch ziemlich gut.

Wie jetzt? Ich darf nicht mitsingen in der Oper? Aber ich wollte doch so gerne!



Am Mittwoch waren wir nach der Arbeit mit Judiths Familie, die diese Woche in Kairo war, auf Zamalek essen, aber da gibt es jetzt nicht so viel drüber zu erzählen. Ich hatte Mittags eine riesige Portion Koscheri gegessen und hatte gar nicht so viel Hunger. :)
Am Donnerstag waren wir nach der Arbeit noch auf Zamalek shoppen und ich habe ein paar Weihnachtsgeschenke gekauft^^ Bin schon gespannt, was ihr sagen werdet. Mir ist neulich übrigens aufgefallen, dass dieser Blog wie eine Art Brief an meine Familie aufgebaut ist, den aber noch ganz viele andere Leute mitlesen können. Ich habe nicht für jeden einzelnen meiner Leser ein Weihnachtsgeschenk gekauft. Tut mir leid ;) Ich hoffe, ihr haltet meinem Kamel und mir trotzdem weiterhin die Treue.
Am Freitag habe ich endlich mal Zeit gefunden, den Berg Wäsche, der hier schon seit einer gefühlten Ewigkeit stetig wächst, erheblich zu verringern. Es ist jetzt draußen wieder so warm, dass man die Wäsche auf dem Balkon trocknen kann, daher habe ich ziemlich viel geschafft. Abends waren wir auf einer Babyparty eingeladen. Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass eine unserer Kommilitonen während der Prüfungszeit ein Baby bekommen hat und gestern ist der Kleine einen Monat alt geworden und da gab es eine kleine Feier. Es war interessant, mal bei so etwas dabei zu sein. Erst gab es Essen und dann wurde Musik angemacht und so eine Art Tanzritual mit dem Baby veranstaltet. Hat mich ein wenig an Dornröschen erinnert: Und die 12 Feen sprachen nacheinander ihre Wünsche für das Kind und sie wünschten Glück, Gesundheit, Schönheit, ... Jedenfalls sind wir alle im Kreis um das Baby 'rum gelaufen, das auf so einer Stoffscheibe lag, und haben geklatscht und dann wurde noch mit so 'nem silbernen Stößel Lärm gemacht und jeder sollte die Scheibe mit dem Kind mal halten und schütteln (ja, wirklich, das arme Kind wurde ganz schön durchgeschüttelt). Außerdem wurde dann noch Popcorn in Tüten um das Kind verteilt und weiter getanzt und geschüttelt und wir haben alle eine Kerze bekommen, die allerdings nicht angezündet wurde und am Ende gab es Popcorn und noch ein weiteres Geschenk für jeden. Und das Baby ist so winzig gewesen. Er hat so mega kleine Hände und ich durfte ihn mehrfach halten und er war ganz friedlich und ganz leicht. Da möchte man doch gleich selber Kinder haben.^^ Haha nee, keine Sorge. Das hat schon noch etwas Zeit :) .



Heute habe ich dann ein wenig geplant, was ich die letzten Wochen in Ägypten noch machen will. Außerdem habe ich wieder ein wenig Wäsche gewaschen, war im Fitnessstudio und Abends mit Freunden Essen. Ja, das Ende naht und ich habe schon einige Pläne für die kommende Woche. Donnerstag ist ja mein letzter Praktikumstag, da möchte ich danach gerne mit Freunden auf dem Cairotower essen gehen (ihr erinnert euch an das Bild von einem der ersten Einträge? Da hat man sicher einen tollen Blick über die Stadt.) und Freitag habe ich jetzt mit einem Freund ausgemacht, dass wir zusammen in einen koptischen Gottesdienst gehen. Ich werde vermutlich nichts verstehen, aber ich bin echt gespannt, wie das so ist. Am Sonntag ist dann ein Betriebsausflug mit dem DAI nach Faiyum, zu dem ich noch mitfahren darf, auch wenn ich dann eigentlich kein Praktikum mehr dort mache. Vermutlich werde ich mich aber davor schon noch mal melden, denn wenn das ein Tagesausflug ist, werde ich Abends wohl keinen Blogeintrag mehr schaffen.
Ihr hört auf jeden Fall von mir, auch in den letzten zwei Wochen, und vermutlich darüber hinaus. Mir ist dieser Blog so ans Herz gewachsen. Ich würde gerne auch in Deutschland weiter bloggen. Vielleicht in anderer Form und nicht ganz so regelmäßig, aber ich behalte die Idee mal im Hinterkopf. Was würdet ihr denn davon halten? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.
Ich wünsche euch allen also einen schönen, entspannten Sonntag. Denkt an mich in meinem Keller, denn ich muss/darf/soll ja morgen wieder arbeiten ;)
Bleibt gesund und behütet.
Liebste Grüße aus der Ferne
eure Hannah

2 Kommentare:

  1. Liebe Hannah,
    hab vielen Dank für deinen Blogeintrag und die Gedanken über deine Erlebnis der letzten Zeit. Ich finde es ja mega cool, dass man sogar in Ägypten Pfannkuchen essen kann, wenn Rosenmontag ist.
    So eine Baby Party hört sich interessant an, doch ich kann mir das in Deutschland nicht so richtig vorstellen, zumindest nicht in der Art und Weise wie die Ägypter sie feiern.
    Da du nicht für alle ein Weihnachtsgeschenk dabei hast, würde ich dir dennoch davon abraten, deine Familie mit einem Baby zu überraschen :D.
    Deinen Willen, den Blog weiterhin fortzuführen finde ich gut. Allerdings müsstest du ihn dann vielleicht umbenennen, oder?
    Liebe Grüße und Gottes Segen nach Kairo,
    Lukas :)

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  2. Püh also bei so einer provokanten Begrüßung seh ich ja gar nicht ein, warum ich weiter lesen sollte... ;) Zum Glück gibt es ja meinen tollen Teampartner :) Ich finde es total schön rauszuhören, dass du dich in Kairo trotz all dem Trubel, Lärm und Chaos doch recht wohl fühlst und finde es bemerkenswert, dass du jetzt schon fünf Monate fast ganz alleine in dieser riesigen Stadt überlebt hast. Bei dem Gastbeitrag denken ich natürlich auch an meine Zeit in Kairo und kann einige Eindrücke gut nachvollziehen.
    Bei mir gab es in der Faschingszeit auch einmal Pfannkuchen in der Mensa. Das darf einfach nicht fehlen. Obwohl Faschingsdienstag dann echt gefühlt fast schon alles wieder vorbei war, so schnell kann es gehen.
    Die Babyparty klingt ziemlich lustig. Ich war in Deutschland ja auch mal bei einer (obwohl die glaub ich war noch bevor das Baby geboren war). Die war aber irgendwie anders :)
    Ich wünsche dir, dass du deine letzten Wochen in Kairo nicht richtig schön genießen kannst. Ich glaube schon, dass es auch cool wäre, den Blog weiter zu führen. Musst du halt mal sehen in welcher Form. Aber erwarte nur nicht immer pünktlich einen Kommentar von mir ;)
    Hab dich lieb
    deine Leni

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