Samstag, 31. Dezember 2016

Die Beste kommt zum Schluss

Hallo ihr Lieben,

einen letzten Eintrag soll es dieses Jahr noch geben. Und dann geht es natürlich mit alter Frische im neuen Jahr weiter. Ich freue mich, wenn ihr auch dann wieder dabei seid.
Es ist mega ungewohnt die Woche zwischen Weihnachten und Silvester Uni zu haben und am Anfang war ich auch überhaupt nicht motiviert. Leider haben wir nicht nur keine Ferien, sondern auch noch besonders viel zu tun diese Woche. Ich hatte heute ein Referat und ein Quiz, nächste Woche noch zwei Präsentationen und bis Dienstag muss ich noch eine Art Hausarbeit abgeben. Aber der Gedanke, dass das Semester gar nicht mehr so lang ist, hilft mir, mich immer wieder zu motivieren. Und außerdem ist diese Woche auch allerhand Schönes passiert.
Am Montag waren wir im NMEC, das ist eines der Museen, die noch im Bau sind. Bis gestern habe ich gedacht, das wird niemals funktionieren. Die planen nämlich nicht nur ein Museum, sondern quasi ein Gelände, wo jeder gerne seine Freizeit verbringt, mit dem Museum, einem Einkaufszentrum, einem Kino, Restaurants und sogar einem See. Dafür haben sie meiner Meinung nach zwar viel zu wenig Parkplätze und wie sich das gesamte Gelände rechnen soll, ist mir auch noch schleierhaft, aber im Museum scheinen alle von der Idee überzeugt zu sein. Und seit gestern weiß ich auch, warum. Gestern waren wir nämlich in einer dieser Shopping-Malls. Und die Ägypter verbringen da wirklich ihre Freizeit. Da geht man nicht nur zum shoppen hin, sondern da sitzt man auch Abends am Springbrunnen und schaut den Wasserspielen zu (Las Vegas lässt grüßen). Familien machen da Ausflüge hin ohne auch nur irgendetwas einzukaufen. Ohne auch nur in eines der Geschäfte überhaupt reinzugehen. Verrückt! Ich hätte das Konzept Museum nie mit dem Konzept Einkaufszentrum zusammen gebracht, aber hier könnte es tatsächlich funktionieren (wenn denn das Gebäude irgendwann mal fertig wird). Eine Spur kleiner zu planen, hätte dem Projekt auf jeden Fall nicht geschadet. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es hübsch aussehen könnte, wenn es mal fertig ist.

Für den Rest der Woche habe ich diesmal einen Gastbeitrag. Er kommt leider nicht vom Kamel persönlich (auch wenn einige von euch das vielleicht schon gehofft haben), aber ich kann euch versichern, dass die Autorin mindestens genauso viel zu berichten hat. Wundert euch trotzdem nicht, wenn ihr bei einigen Beschreibungen Deja-vu Momente habt. Manchmal denken wir einfach das gleiche :)
Bis sie aber fertig ist, kann ich euch noch ein wenig von meinen neuesten Errungenschaften erzählen. Ich habe eine sehr schöne Kette zu Weihnachten bekommen bei der Weihnachtsfeier mit den Heritage-Studenten, die übrigens sehr schön war. Wir hatten leckeres indisches, türkisches, georgianisches (heißt das so?) und ägyptisches Essen und wir haben Werwölfe zusammen gespielt. Meine zweite Errungenschaft diese Woche sind (*trommelwirbel*) Kuschelsocken! So richtig fette!!! Die sind super. Ich habe endlich keine kalten Füße mehr. Außerdem habe ich noch ganz viele andere Geschenke bekommen, über die ich mich total gefreut habe z.B. Karamellcreme. Mein Frühstück ist jetzt jeden Morgen ein Genuss. So, jetzt kommt aber der Gastbeitrag. Ich melde mich am Ende noch mal und ergänze vielleicht noch was. Bis später :)
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Hallo und beste Grüße aus Kairo,
euer Kamel hat Besuch bekommen aus dem fernen Deutschland und ich wurde gebeten, diese Woche ein paar meiner Eindrücke mit euch im Blog zu teilen.
Aber es fällt mir gar nicht so leicht, da ich selber noch ziemlich überwältigt bin. Daher kann ich ja erst einmal etwas zu den Umständen meiner Reise berichten:
Weil drei Monate getrennt voneinander eben doch irgendwann ausreichen und ich im neuen Jahr eine ganze Woche Ferien zusätzlich bekommen habe, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, Hannah über Silvester hier in Kairo zu besuchen. Für den 27.12. habe ich mir also einen Flug gebucht und war schon schrecklich aufgeregt, weil ich bisher in meinem Leben ja erst zweimal geflogen bin und das jeweils nur für etwa anderthalb Stunden zusammen mit meiner Familie. So war allein die Fahrt zum Flughafen und der Flug für mich ein großes Abenteuer. Zu meiner Freude lief alles total entspannt und ohne irgendwelche Probleme ab. Ich bekam einen Fensterplatz im Flugzeug, hatte somit einen genialen Ausblick und zudem gab es auch noch ein echt gutes Essen. 

So kam ich also sehr zufrieden in Kairo an und wurde dort von Hannah am Flughafen abgeholt. Ein Freund von ihr hat uns dann sogar mit dem Auto in die Stadt gefahren und ich lernte das Fakultätshotel kennen. Jetzt bin ich also hier bis zum 07. Januar, konnte mit Hannah schon einiges kennen lernen und versuche einfach mal, die Gedanken, die mir im Kopf herum schwirren, verständlich zu formulieren.
Kairo...je mehr ich die Stadt kennen lerne, umso überwältigender erscheint sie mir. Es ist einfach nur ziemlich groß, ziemlich beeindruckend und ziemlich anders, als alles, was ich bisher so kenne. Da ist zuerst einmal der Verkehr. Der könnte einen wahnsinnig machen. Hier sind so viele Autos unterwegs, Fahrspuren werden eigentlich nie eingehalten und ich frage mich, ob es überhaupt irgendwelche Regeln gibt. Verständigt wird sich, so wie ich das mitbekommen habe, über Hupe und das ist richtig laut. Nicht selten kommt es vor, dass mehrerer Autos gleichzeitig irgendwo einbiegen und nur ganz knapp aneinander vorbei fahren. Zudem sind auf den Straßen auch noch ständig Leute unterwegs, die zwischen den Autos, neben den Autos oder vor den Autos hin- und herlaufen. Hannah ist schon richtig ägyptisch geworden, sie läuft nämlich auch fast nur noch auf der Straße.

Die ganze Stadt ist unglaublich vielfältig. Da laufen Menschen in langen Gewändern herum und Menschen in Jogginghose oder Jeans. Da fahren alte und neue Autos nebeneinander, irgendwo dazwischen vielleicht noch ein Pferdewagen oder ein Moped. Die hohen Gebäude sehen alt aus, aber auch so, als würden darin unendlich viele Menschen nebeneinander wohnen und dazwischen stehen überall die wunderschönen Moschee-bauten mit ihren Minaretten und verzierten Toren. Auf den Straßen sind kleine Händlertische aufgebaut, wo alles mögliche verkauft wird, aber dann gibt es auch riesige Shoppings-Malls, wie Hannah sie vorhin schon beschrieben hat. Was mir noch aufgefallen ist, ist der viele Müll auf den Straßen und die vielen Straßenkatzen. Auch in den Gebäuden sieht es nicht zu sauber aus. Meine erste Assoziation im Fakultätshotel war das verlassene Kino aus „Der Herr der Diebe“, weil man ich denkt, da hätten sich Leute in ein verlassenes Gebäude notdürftig einquartiert, und dann sind die Wohnungen und Zimmer doch so wohnlich, leider nur ein bisschen kalt. In den Zimmern ist es sogar kälter als draußen.
Im großen und ganzen ist das Wetter hier für mich aber wirklich sehr angenehm. Tagsüber hat bisher immer die Sonne geschienen und auch am Abend kann man sich mit einer dünnen Jacke und einem Halstuch noch gut draußen aufhalten. Am Mittwoch hab ich mich gleich mal Nachmittags in die Sonne auf den Balkon gesetzt. Da kam richtig Urlaubsstimmung auf.
Was mir auch noch sehr gut gefällt, sind die Leute. Hannah hat mich schon ganz vielen Kommilitonen und Freunden vorgestellt und die sind alle total nett. Besonders cool ist es, mit Ägyptern durch die Stadt zu gehen oder fahren. Ständig werden dann andere Menschen angesprochen und auf arabisch gequatscht. Dieses spontane, freundliche Miteinander gibt es in Deutschland ja eher selten.

Mein arabisch ist aber natürlich nicht der Rede wert, obwohl ich Mittwoch Vormittag mit bei der Stunde sein durfte. Jetzt kann ich schon „Fünf“, „Neun“, „Eintausend“ und „Haben Sie Wechselgeld?“ sagen :) Hannah kann hingegen schon richtig gut lesen und auch ein bisschen schreiben.
Leider hat sie zur Zeit noch ein bisschen was für die Uni zu tun, sodass wir noch nicht die Möglichkeit hatten, richtig viel von der Stadt zu sehen. Aber am Donnerstag durfte ich dann mit Hannahs Kommilitonen zu einem Vortrag ins Islamische Museum fahren. Da waren richtig viele Kameras auf einen gerichtet, was bisschen seltsam war. Danach sind wir Studenten essen gegangen und es gab „Bombe“. Das ist eine Süßigkeit, die aus Früchten, Milch, Sahne, viel Fruchtsoße und anderen solchen Sachen gemacht wird und eben eine echte Kalorienbombe ist, daher wohl der Name. Hannah konnte leider nicht dabei sein, weil sie für die Uni etwas vorbereiten musste, aber einer ihrer Kommilitonen hat sowieso schon festgestellt, dass ich so aussehe, „als würde ich ihr Essen wegessen.“ Sehr schmeichelhaft :) (Bitte schreibt doch in die Kommentare, dass das natürlich nicht der Fall ist!)
Abends gab es in einer der Univeranstaltungen eine kleine Weihnachtsfeier, was ziemlich witzig war. Das Seminar hab ich mir dann auch noch mit angehört und als ich eine Frage gestellt habe, hat die Professorin sogar das Seminar unterbrochen, um ein Foto mit uns zu machen :)

Gestern waren wir dann noch bei einem anderen Kommilitonen zum Essen eingeladen. Das war soooooo viel und alles richtig lecker. Wenn sich das Weihnachtsessen noch nicht auf meine Hüften gesetzt hat, passiert das jetzt spätestens mit dem ägyptischen Essen, aber ihr wisst ja, was ihr zu tun habt (Kommentare und so).
Ich könnte noch viel mehr berichten, aber der Eintrag wird sonst viel zu lang.
Daher lasse ich einfach noch einiges offen und berichte gegebenenfalls auf Nachfrage noch mehr.
Ich rate euch nur: plant einen Besuch in Kairo. Es lohnt sich!
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So, ich bin's nochmal. Das ist wirklich ein schöner Gastbeitrag geworden.
Ich zeige euch einfach noch ein paar Fotos von der letzten Woche.






Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Bleibt behütet (und kommentiert fleißig)
eure Zwillinge Hannah und Helene


3 Kommentare:

  1. Hey ihr zwei,
    danke für euren schönen Wochenbericht.
    Ich freue mich, dass ihr trotz Hannahs Uni-Stress viel erleben und entdecken könnt und kann mir durchaus vorstellen, dass sich ein Besuch von Kairo sehr lohnt. Gleichzeitig frage ich mich, ob das ein Ort wäre, wo ihr gerne leben würdet? Vielleicht könnt ihr dazu ja mal beide im nächsten Blogeintrag ein paar Zeile schreiben. Hannah - die sich bereits im Straßenverkehr wie eine Ägypterin verhält - mit ihren Erfahrungen mehrerer Monate und Helene aus Sicht einer Besucherin / Urlauberin.
    Sehr einladend, um euren Blogeintrag überhaupt zu lesen fande ich übrigens das Foto, welches ihr im facebook gepostet hattet. Wobei ich hier im Beitrag auch wieder auf das schöne Foto von euch gestoßen bin, wo man im Hintergrund die großen Pyramiden von Gizeh sieht. Ich fände es toll, wenn ihr es noch schafft diese zu besuchen und auch darüber berichten würdet.
    Und abgesehen davon, dass die liebe Helene niemals ihrer Zwillingsschwester das Essen wegessen würde, sieht sie erst recht nicht danach aus.

    Ansonsten hoffe ich, dass ihr die letzte gemeinsame Woche noch so gut es geht genießen könnt und Leni gesund wieder kommt.

    Bis bald auf Skype ;-)
    Luki

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  2. Helene Knittel hat mich gebeten, hier einen kurzen Kommentar abzugeben. Denn sie ist momentan leider ortsabwesend. Sonst schreibt sie ja immer etwas, nur dieses Mal nicht. Darum mein Kommentar: toll, was ihr alles erlebt. Herzliche Grüße von T. Knittel

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  3. Ach Helenchen, du siehst wunderbar aus wie immer :) Falls sich doch ein paar Gramm angesetzt haben, wird denen am Donnerstag eh der gar aus gemacht ;D Sport frei! Christin :D

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